Ich lasse mich scheiden

Meine aktuelle Freundin, nennen wir sie mal “Alice”, ist nicht mehr gut genug für mich. Wie das bei Frauen immer so ist, kostet sie mich einen Haufen Geld und ich habe davon verhältnismäßig wenig bis garnichts. Sie ist zwar wirklich hübsch anzuschauen, aber dafür äusserst unfreundlich, launisch und das Verhältnis zwischen Geben und Nehmen in unserer Beziehung stimmte absolut nicht überein, nichtmal obwohl ich gewillt war mehr zu investieren als ich von ihr zurück zu bekommen erwartet hätte.

Der Stein des Anstosses war, dass Norman mir seine Zukünftige aus dem Süden vorgestellt hat. Die macht Sachen von hinten, bei denen ich mit meiner Aktuellen von vorne nur träume…

Aber jetzt gehe ich zu meiner Tante, denn die macht Sachen von hinten genauso gut wie Normans Neue von vorne, von ihren Kunststücken von vorne ganz zu Schweigen!

Äh, ja. Jetzt nochmal für alle Assoziations-Legastheniker: Ich sehe es nicht mehr ein bei Alice DSL rund 50€ im Monat für das Deluxe-Paket mit theoretischen 16MBit/s zu zahlen und dafür grade mal holprige 3MBit/s zu bekommen. Wie vor eine paar Monaten schon erwähnt steht ja mittlerweile nur wenige Meter neben meiner Haustür ein neuer T-Com Verteilerkasten für VDSL, welches aber momentan nur exklusiv durch die Telekom im T-Home Paket angeboten wird. Es war also nur eine Frage der Zeit und des Grades der Frustration bis das Unvermeidliche geschieht und ich mich wieder mal auf eine Schlacht mit dem Rosa Riesen einlassen würde, ausser Alice würde dem zuvorkommen und selber ein Angebot über VDSL rausbringen. Dem ist bis jetzt nicht so, und eigentlich hab ich auch nichts mehr gegen die Telekom … ich bin eben nicht nachtragend, und Alice hat sich mittlerweile weitaus gröbere Schnitzer geleistet als die, an welche ich noch aus meiner rosanen grauen Vergangenheit mit der Telekom erinnern könnte.

Vor dem “Einreichen der Scheidung” wollte ich mich allerdings genauestens über die Konditionen eines T-Home Anschlusses informieren, weswegen ich mich in bestens antrainierter und historischer berechtiger Kampf-Stimmung auf jeglichen Call-Center-Agent stürtzte, den ich erreichen konnte. Aber da hatte ich wohl auf das falsche Pferd gesetzt! Kein Warteschleife oder nervige Sprach-Menüs, ich wurde direkt mit einem Menschen verbunden und dieser war sogar äusserst freundlich und dazu auch noch kompetent. Klar, Ausrutscher gibt’s immer. Ich genoß also die hervorragende Beratung und erfuhr, dass ich auf die TV-Spielereien bei den T-Home Paketen auch verzichten könnte, das würde natürlich um einiges billiger dann. Ich solle auch daran denken bei der Bestellung mit anzugeben, dass ich T-Mobile Kunde bin, denn dann bekäme ich jeden Monat eine Gutschrift von 6,50€ auf meine Handy-Rechnung. Selbst bei meiner Frage, was denn die monatlichen Kosten wären, wurde mir direkt der Preis inklusive des Telefon-Anschlusses und der Flatrate genannt, nicht nur der Einzelpreis für den T-Home Anschluss alleine … kleines, aber feines Detail, welches ich von einer Hotline nicht zu träumen gewagt hätte. Um T-Home zu bestellen benötige ich aber natürlich auch einen T-Com Telefonanschluss, den konnte man mir bei dieser Hotline aber nicht verkaufen, dafür müsste ich in eine andere Abteilung durchgestellt werden. Damit fing mein Zeitvertreib für diesen Abend dann an.

Das Durchstellen klappte zwar, aber ab diesem Moment hing ich in der Warteschleife. Nach ungefähr 20 Minuten wurde die Leitung dann getrennt. War da nicht irgendwas mit einem Streik? Unzählige Anrufe, elendig lange Warteschleifen, die gängigen Tricks über die Business-Kunden Hotline und sämtliche andere Abteilungen halfen nicht, ausser einem zweiten Anruf bei der T-Home Hotline war niemand zu erreichen. Entweder hing ich in der Warteschleife und es wurde irgenwann getrennt, oder ich bekam direkt eine Ansage das momentan alle Leitungen belegt sind.

Gegen 23:00 Uhr, also nach rund 3 Stunden anfangs regelmäßigen, später eher sporadischen Versuchen bekam ich endlich wieder jemanden an den Hörer. Entweder streiken bei der Telekom nur die Arschlöcher während die netten Menschen weiter brav Dienst haben, oder es hat sich tatsächlich etwas bei denen geändert. Ich erklärte ihr kurz mein Anliegen und das ich definitiv meine alte Rufnummer portieren will, woraufhin sie mir erklärte, dass sie erst einen neuen Anschluss beantragen kann, wenn sie vom meinem alten Provider eine Kündigungsbestätigung oder zumindest ein Datum des Vertragsendes hat. Also 3 Stunden verschwendet, da hätte ich erstmal bei meiner “zukünftigen Ex”anrufen sollen. War aber ja nicht ihr Fehler. Hatte ich schon erwähnt, das die Dame wirklich äussert freundlich, ja sogar mir sympathisch war? Und das obwohl sie nur eine der einzigen 2 Personen ist, die nachts ganz alleine komplett Deutschland bedienen müssen. Aber dazu später mehr…

Also ein hoffentlich letztes Mal die Alice-Hotline angerufen. Hier das gleich Spiel, alle Leitungen dicht. Was macht die deutsche Bevölkerung bitte um die Uhrzeit an einem Sonntag Abend? Nach gut 20 Minuten äusserst penetrantem Telefon-Terror bekam ich dann noch jemanden an die Strippe, dem ich ohne Umschweife “Ich will meinen Anschluss kündigen” sagen konnte. “Und ich will meine Rufnummer mitnehmen.” Tja, dann müsse ich das beides der T-Com sagen und nicht ihm. Bitte?

Lektion 1, Rufnummer-Portierung: Gehe zu deinem neuen Anbieter und sage ihm, dass du von ihm einen Anschluss willst und deine alte Rufnummer vom aktuellen Anbieter mitnehmen möchtest. Der neue Anbieter beantragt die Herrausgabe des Anschlusses und der Rufnummer beim alten Anbieter und kündigt somit für dich auch dort den Anschluss. Das der Ablauf laut Spielregeln, aber die T-Com dreht das gerne andersrum um sich die Portierungs-Gebühr zu sparen. (Das “Ey, hassu grade was gegen meinem neuen Freundin gesagt?” konnte ich mir grade noch so verkneifen.)
Wieder was gelernt. Zum Glück hatte ich bei der T-Com Hotline noch den Hinweis bekommen, dass ab 00:00 Uhr die Warteschleife bis 6:00 Uhr abgeschaltet wird und man somit direkt durchgestellt wird, also habe ich noch bis zur Abschaltung gewartet und glücklicherweise auch direkt die gleiche Dame wie beim ersten Anruf dran gehabt. Kein Kunststück bei einer 50/50 Chance, aber das sparte mir dann wenigstens das Vorspiel – nichts gegen ein Vorspiel, aber eins pro Abend reicht. Sie schien sich etwas zu freuen, dass ich wieder anrief, denn sie erzählte mir nebenbei was sonst noch so für komische Leute angerufen hätten, Besoffene, Pädophile und sogar ein Typ der im Krankenhaus auf dem Klo sitzt und nicht mehr weiter weis – bei was auch immer. Nun gut, aber zurück zum geschäftlichen. Auf die Geschichte mir dem Sparen der Gebühren bin ich nicht eingegangen, ich wollte unsere noch so junge Liebe nicht unnötig belasten, aber natürlich musste ich auf die angeblich gängige (und tatsächlich so nachlesbare) Praxis hinweisen. Leider konnte sie mir da auch nicht weiterhelfen, das ich die Portierung schriftlichen erledigen müsste. Also entweder per Brief direkt nach Bonn, oder persönlich im einem beliebigen T-Punkt. Schade, aber okay.

Also werde ich mich morgen wohl in den nächsten T-Punkt begeben und meine Scheidungs- und gleichzeitig Ehe-Vertrag unterschreiben. Mit einem zufriedenen Lächeln.

Oh, und um die anzüglichen Vergleiche am Anfang klarzustellen: Norman bekommt in der Schweiz ( = Süden) eine Leitung mit 10MBit/s Downstream und 1MBit/s Upstream, ich bekomme von der T-Com (a.k.a “Tante T”) eine Leitung mit 50Mbit/s und 10MBit/s Upstream.

Friss das, Alice!

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