Ein schlechter Start

Der Anblick von Sonnenschein kurz nach dem Aufstehen war mein Startschuss um die Longboard-Saison für mich wieder zu eröffnen. Norman war der selben Meinung, also wurde vereinbart, dass wir uns in der Stadt treffen und etwas durch die Stadt rollen.

Auf der Fahrt zum Potsdamer Platz rief er mich an, legte aber direkt wieder auf, also rief ich zurück. Er entschuldigte sich für das Auflegen, aber die Waldmeister wären direkt neben ihm gewesen.

Kaum hatte ich aufgelegt vernahm ich ein Unheil verheißendes, blaues Blitzen in meinem Rückspiegel. Handy am Steuer, so kanns gehen. Der Staatsdiener hielt dann genau vor der Sparkasse am Alexanderplatz vor mir, als ob er schon gewusst hätte dass ich immer so gut wie kein Bargeld bei mir trage. Nach einer kurzen Belehrung und voller Kooperation und Reue meinerseits bot er mir an, den umständlichen Behörden-Prozess – und die damit verbundenen Gebühren – zu umgehen, indem ich direkt in bar zahle. Das sparte mir zwar gute 25€, aber der Punkt in Flensburg war mir natürlich trotzdem sicher.

Mit dem guten Gefühl, dass ich damit die Götter zumindest für heute besänftigte hätte und eigentlich nicht mehr viel passieren könnte, fuhr ich also weiter zum Potsdamer Platz und mit dem Longboard dann weiter zu unserem Treffpunkt.

Wir fuhren durch das Brandenburger Tor, über Unter den Linden (sic) in Richtung des neuen Hauptbahnhofes. Während der Fahrt freute ich mich schon auf die nette kleine Abfahrt an der Spreebrücke im Regierungsviertel, und…

Wir standen also oben auf der Brücke, kein Verkehr aus beiden Richtungen in Sicht, ich nahm ordentlich Anlauf und die erste “Abfahrt” des Jahres war im Gange. Gute Geschwindigkeit, schöne weite Bögen, und ein gußeisener Gullideckel. Genau im Scheitelpunkt eines Bogens, da wo die Rollen selbst auf normalem Asphalt schon anfangen zu rutschen. Schlecht.

Kein helles, gleisendes Licht am Ende des Tunnel. Norman meinte später ich hätte dabei echt toll ausgesehen.

Auf dem Bürgersteig sitzend war ich erleichtert das mein iPod noch funktioniert und mein Handy nur eine abgeschürfte Ecke hatte. Dann machte sich mein rechtes Knie bemerkbar, gefolgt von Ellenbogen, linkem Knie und Kopf. Als ich das Hosenbein hochzog hatte Norman seine Kamera schon im Anschlag und knipste munter drauf los. Auf den ersten Blick beunruhigte mich die große, weisse Fläche, ungefähr dort, wo normalerweise die Kniescheibe sitzt. Aber nach Knochen fühlte es sich nicht an. Ich hab mich ernsthaft gefreut als es endlich anfing zu bluten, ein Zeichen dafür, dass es den Umständen entsprechend nicht so schlimm ist.

Sieht ja garnicht sooo schlimm aus! Close Up

Irgendwann hatten sich auch die letzten Sternchen vor meinen Augen verzogen, also stellten wir uns wieder auf die Bretter und machten uns zurück zu den Autos, so richtige Lust noch weiter zu fahren hatte ich dann doch nicht mehr. Zuhause angekommen spielte ich mit dem Gedanken vielleicht doch mal im Krankenhaus vorbeizuschauen, denn ich konnte mich nicht daran erinnern mir unterwegs einen Tischtennis-Ball implantiert zu haben. Nach einer Ferndiagnose, dank Handy-Kamera, wurde mir dann auch von Dritten nahegelegt das mal röntgen zu lassen. Die Gelegenheit mich ins nächste Krankenhaus fahren nutzte Norman übrigens ausgiebig dazu, nutzte meine Männlichkeit in Frage zu stellen.

Notaufnahme, Wunden reinigen, Tetanus-Impfung (wenn ich schon mal da bin), Röntgen, Diagnose, Verband drum, und wieder raus. Resultat des Ausflugs waren also eine schöne dicke Prellung im Knie, ein gestauchter Handknochen, diverse Abschürfungen, 45€ ärmer (Praxisgebühr nicht vergessen, jawohl!) und ein Punkt im Flensburg.

Und was haben wir daraus gelernt? Nichts.

Update: Für alle, die meinen es sähe ja garnicht so schlimm aus: voilá!

Vom Regen in die Traufe

Hätte mir heute in der Firma eine Kollegin nicht einen “Happy Valetines Day” gewünscht, dann wäre mir wahrscheinlich bis jetzt noch nicht aufgefallen, dass heute der 14. Februar ist – Valentinstag. Und ohne die heutigen Anspielungen auf meine Herkunft wäre es garantiert auch unbemerkt an mir vorüber gegangen, dass morgen der Auftakt des Karnevals ist – Weiberfastnacht.

Zwei Tage, mit denen ich mich überhaupt nicht identifizieren kann. Oder will.

Der Grill-Chef

Wir hatten heute jemanden von ganz oben zu Besuch, es sollte ein friedliches Kennenlernen mit Frage-Runde werden, so ganz ohne Zirkus. Keine gepanzerten Limousinen, keine Leibwächter, und – zu meinem Glück – auch keine Scharfschützen auf dem Dach.

Aber leider hat sich da jemand vor ein paar Tagen ein ganz dummes Ding erlaubt, und ich konnte wie immer nicht die Fresse halten.

Ein Unternehmen, dass seinen Mitarbeitern die  Internet-Kultur (2.0 beta) näher bringen will, zeigt den Usern, die eben diese Kultur aufgebaut haben und aufrecht erhalten, den Mittelfinger. Der oberste Honcho dieses Unternehmens, der eben noch das Internet als das große Ding der Zukunft mit noch lange nicht ausgeschöpften Möglichkeiten bezeichnet, sagt im nächsten Satz, dass er niemals seinen Content kostenlos anbieten würde. Gab es  im Zeitalter seiner Machtübernahme den Begriff “Guerilla-Marketing” noch nicht? Warum  sollte man sich den Enthusiasmus der Konsumenten nicht zum Vorteil machen? Das es bei der Aktion einiges an Kollateral-Schäden gab (DMCA macht’s möglich!) ist unschön, aber auf die ganze kostenlose Werbung zu verzichten, sie sogar zu vernichten, ist einfach nur dämlich.

Als der Moderator (sogar ein hauptberuflicher) der Veranstaltung dazu aufrief, den Boss mit unseren Fragen zu “grillen”, und anscheinend alles andere schon gesagt war, nutzte ich die Gelegenheit meine Meinung an den Mann zu bringen – zumindest bis der Pressesprecher dazwischen ging und meinte, das hier wohl eine “Generation Gap” existieren würde, was das Verständnis des Internets angeht. Nett gesagt.

Die Reaktionen auf meinen kleinen Blitzkrieg waren größtenteils positiv, sei es von Leuten die eigentlich garnicht wussten, von was ich da überhaupt gesprochen hatte und es einfach nur gut fanden mal eine nicht-vorgekaute Frage zu hören, wie auch von Leuten, die sehr wohl wissen worum es ging, trotz dass (oder grade weil) sie ziemlich weit oben sitzen.

Einer verpasste mir dann auch schmunzelnd den Titel “Grill-Chef”.

Naja, haken wir die Sache mal ab. Ich denke nicht, das ich damit jemanden dazu bewegen konnte nächstes Mal darüber nachzudenken wie das Internet vom kulturellen Aspekt her funktioniert, aber wenigstens habe ich meinen Seelenfrieden wiederherstellen können.

Achso, ausserdem sei es manchen Leuten angesichts ihres unüberschaubaren Portfolios verziehen, dass sie nicht wissen, was ihre eigenen Unternehmen eigentlich machen…

Junge, komm(t) bald wieder …

Nach 10 Wochen Untermieter-Dasein haben wir grade Normans gesammten materiellen Besitz in seine, vorrübergehend, neue Wohnung verfrachtet. Da darf er jetzt zum ersten Mal auf eigenen Füßen stehen, zumindest die nächsten 2 Wochen, danach rückt er mir nochmal für eine Woche auf die Pelle, und dann geht es wieder zurück in die Wohnung bis zum Ende seines Praktikums, also Mitte Mai.

Die Bude ist zwar komplett möbliert (mit Waschmaschine und Trockner, yay!), aber Internet gibt’s da nicht. Nicht direkt, zumindest. Aber Gerüchten zufolge sollte irgendwo im Haus ein offenes WLAN vorhanden sein. Also ab in den Keller, einen alten Laptop ausgegraben, zwei PCMCIA-Karten rein (1x LAN, 1x WLAN) und auf die schnelle einen DIY-Router gebastelt. Funzt bestens!

Kiste, Geblitzdingst

Wenn man eine ganze Woche Urlaub hat überlegt man natürlich, was man da so alles anstellen kann. Wie wäre es zum Beispiel, wenn ich mich endlich mal wieder meinen Konsolen widme und vielleicht Gears of War beende?

Eine ganze Woche Urlaub! Eine ganze Woche auf der Konsole zocken! Hmm, da nutzen die DVDs garantiert ziemlich schnell ab. Vielleicht sollte ich proaktiv Sicherungs-Kopien von den Discs erstellen, damit meine Investitionen auch nach diesem Exzess noch spielbar sind? Wenn man die doch nur in der Konsole spielen könnte, aber nein, Kopierschutz yadda yadda …

Da bleibt mir wohl keine andere Wahl als die Zuhilfenahme grauer Technologie.

Berlin, eine Millionenstadt – aber kein anständiger Laden zu finden, wenn man mal einen braucht! Endlose Recherche, zahlreiche Telefonate, aber jede mögliche Quelle hat keine Modchips, und falls man einen besorgen könnte, würden sie diesen auch nicht einbauen. Klar, die wollen sich ihren Arsch retten, Garantie-Ansprüche sind ein heikles Thema in dem Terrain. Aber Laufwerke flashen, das bieten sie alle an! Nächste Woche wäre da noch was frei … na danke, dass ich diese Woche Urlaub habe.

Also keine Modchip – dann eben Flashen. Irgendwann hab ich dann noch jemanden gefunden, der das für mich ad-hoc erledigen würde, zum gängigen Strassen-Preis. Auf dem Weg nach Hause dann noch ein Paket Verbatim DVD+R DL Rohlinge eingesammelt und … es funktioniert. Nie wieder Angst wegen verkratzten DVDs!

Hatte ich schon erwähnt das ich meinen alten Usenet-Account wiederbelebt habe? Woher die mehr als 180GB Traffic diesen Monat stammen sollen kann ich mir allerdings nicht erklären.

Boys Night Out

Unser Schreinerlein hatte am Samstag Geburtstag und lud deswegen zu einer Festivität, praktischerweise direkt auch mit seiner Wohnungs-Einweihung verbunden. Die Gelegenheit auf etwas Heimat-Unterhaltung konnten wir natürlich nicht ungenutzt lassen, also ging es schon am Freitag Abend in den Westen. Kurzer Zwischenstopp bei Normans Family, dann kam der Griiieche um uns einzusacken, und auf ging’s ins Pulp in Duisburg.

Das letzte Mal, dass ich dort war, liegt bestimmt schon ein Jahr zurück, aber so sehr ich mich auch gefreut endlich mal wieder dort zu sein, so groß war dann auch die Enttäuschung über den “Verfall der Gesellschaft”. Ich dachte ja immer, dass die LMH (oder Köln an sich) eine Hochburg für Trend-Opfer ist, aber diese Versammlung von Tokio Hotel Doubles hat alles in den Schatten gestellt!

Lollies, die Zigaretten der Generation Emo. Fingerlose Strick-Handschuhe. Krawatten. Kapuzen-Pulli Uniformen. Pluto-Ohren Frisuren als Ersatz für noch nicht wachsen wollende Kotletten. Mehr Mascara als aufm Strassen-Strich. Für besondere Belustigung unsererseits sorgte jedoch das irgendwo abgeschriebene Statement auf dem Pulli einer dieser Zombies, vor allem das daraus entstandene Gespräch über seine Englisch-Kenntnisse.

Übertroffen wurde das ganze Trauerspiel dann noch spontan von meiner einer, aufgrund der Situationskomik geh ich da aber mal nicht weiter drauf ein (Nimm die Fette!), aber auf der Party am nächsten Tag war mein gutgemeinter Ratschlag schon in aller Munde.
Nuja, die Musik war ganz gut, muss ja auch mal gesagt werden.

Und dann kam das Erwachen des Grauens. Die ersten zaghaften Bewegungen nach dem Öffnen der Augen führten unweigerlich zu einem Gedanken: “Nä wat ham wir gesoffen!”. Irgendwie wollte Normans Mutter es mir nicht so richtig abkaufen, als ich meinte, dass die halbe Flasche Vittel vor dem Einschlafen wohl nicht sonderlich bekömmlich gewesen sei. Nochmal zurück ins Bett, jedoch nicht bevor die eben eingeschmissene Aspirin verfrüht wieder den Weg ans Licht gefunden hatte. Ein paar Stunden später und mit wesentlich geringeren Kopfschmerzen haben wir dann noch eine kurze Runde auf unseren Longboards durch den Ort, uns frisch und dann auf den Weg zur Party gemacht. Einer sehr gute Party, wie ich anmerken möchte. Nur der Schmelzkäse auf den Toasts hat aufgrund seiner Konsistenz für einige unangenehme Momente gesorgt.

Und zum Thema LMH sag ich nichts mehr.