Mein Quelltext

Als technisch veranlagter Mensch hatte ich schon immer ein gesteigertes Interesse zu erfahren wie bestimmte Sachen funktionieren. Ob damals der alte Plattenspieler, den ich zum Leid meiner Eltern auseinander genommen habe, oder heute die Firmware von Geräten, die für normale Menschen anscheinend nur durch magischen Rauch und viele kleine Schalter ihre Wunder vollbringen, ich war nie damit zufrieden zu wissen dass etwas das macht was es soll, sondern wollte immer wissen wie es das macht.

Vor ein paar Wochen entdeckte ich bei der Suche nach Informationen zu einem bestimmten DNS (im Sinne von “Namenauflösung in Netzwerken”) Server einen Artikel des Authors eben dieses DNS Servers, allerdings über die andere Art von DNS (also “Desoxyribonukleinsäure”, oder DNA), mit der er sich anscheinend genau so sehr beschäftigt wie mit ersterer:

DNA seen through the eyes of a coder

Viele (nicht-nerdige) Menschen werden nach der Lektüre des Artikels wahrscheinlich doppelt verwirrt sein, da ihnen ein unbekanntes Thema anhand eines anderen unbekannten Themas erklärt wird, aber jedem, der sich gut genug mit Computern auskennt, dürfte er wahrscheinlich das erste Semester eines Genetik-Studiums ersparen, denn er erklärt die Begriffe der Genetik anhand ihres Pendants in der Informatik.

So nennt sich ein Byte in der DNA “Codon”, und anstelle von 0 und 1 können die Bits in der DNA die Werte G, T, C oder A haben. “Introns” sind Kommentar-Blöcke, aber wichtiger Teil der Syntax. Zellen spawnen nicht, sondern forken. Der Doppel-Helix funktioniert wie ein RAID1. Und so weiter, und so fort…

Vor ein paar Tagen kam es dann zu einem für mich äusserst untypischen Ereignis: ich habe ein Werbebanner angeklickt.

Als Vorgeschichte sei dazu erwähnt, dass ich mich damals (nachdem ich den oben erwähten Artikel gelesen hatte) natürlich umgeschaut habe, was für Möglichkeiten man denn hat um seine eigene DNA zu erhalten. Sich einfach in die Hand spucken wäre die schnellste (und preiswerteste, dazu später mehr) Lösung, aber leider ist dieses Format mit allen Systemen ausserhalb meiner Selbst inkompatibel – ich will sie in digitaler Form haben! Es gibt zwar seit Langem diverse Anbieter, die einem anhand der eigenen DNA sagen woher man kommt und wie der eigene Stammbaum aussieht, aber leider analysieren diese nur Bruchstücke des eigenen Genoms, und stellen – wenn überhaupt – auch nur einen sehr kleinen Teil als nutzbare Rohdaten zur Verfügung.

… und dann sah ich eben die oben erwähnte Werbung, von Dante Labs, für “Whole Genome Sequencing” – also das Auslesen des Genoms zu 100%.
Mit Bereitstellung der Rohdaten. Und obendrauf noch eine Auswertung der Analyse, also Infos und Wahrscheinlichkeiten  zu allen erkannten Eigenschaften/Krankheiten/Besonderheiten.
Beim Preis musste ich erstmal schlucken, und das obwohl es gerade eine Rabattaktion für weniger als die Hälfte des Normalpreises (850€!) gab. Andererseits hat man vor 10 Jahren dafür noch 250.000€ gezahlt, beziehungsweise vor 15 Jahren sogar 2,2 Milliarden €. Pro Test!

Nach einer Nacht zum Bedenken, nicht nur wegen des Preises, habe ich dann sonntags den “Whole Genome Sequencing Test”  gekauft, am Montag ging das “Saliva Collection Kit” auf die Reise zu mir, heute (Mittwoch) kam es an, und jetzt ist es auch schon wieder (befüllt) auf dem Weg zurück zu Dante Labs.

Die Auswertung dauert ungefähr 8 Wochen, ich sollte also Ende August meinen Quelltext bekommen.

Wer sich fragt wie sowas abläuft: Man bekommt das Paket geliefert, packt alles aus, macht das Röhrchen bis zur Markierung mit Spucke voll (nachdem man die 30 Minuten vorher nichts gegessen, getrunken, geraucht, etc. hat), verschließt es mit dem Deckel der dann eine Pufferlösung der Spucke beimischt, schüttelt es kurz und packt es dann erst in den selbstverklebenden Beutel, danach in den Karton, auf den klebt man das mitgelieferte Rücksendeetikett und dann gibt man es bei UPS ab.

Das sieht dann ziemlich genau so aus:

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